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ZWANGSARBEIT IM BREMER NORDEN

Ein Text von Alexandra Albrecht

Erstmals zeigt das Focke-Museum in Bremen-Nord eine Ausstellung. Vom 1. März bis zum 22. Juni ist im Bürgerhaus Vegesack die Schau »Verschleppt. Versklavt. Vergessen? Zwangsarbeit in Bremen 1939-1945« zu sehen. Es ist die zweite Station der Ausstellung, die ursprünglich für das Stadtlabor des Bremer Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte kuratiert worden ist. Im Bürgerhaus wird sie etwas reduziert mit Fokus auf den Bremer Norden präsentiert, ergänzt von einem Begleitprogramm (Termine siehe unten).

 

Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und etwa 55.000 Zwangsarbeitende mussten zwischen 1939 und 1945 in Bremen und Bremerhaven arbeiten. Als Rüstungsstandort nahm Bremen eine besondere Rolle ein. Viele Menschen waren in den Häfen und auf den Werften eingesetzt, etwa für den U-Boot-Bau. Hinzu kamen die Fahrzeug-, Luftfahrt- und Stahlindustrie (Norddeutsche Hütte), die Reichsbahn sowie städtische und private Betriebe, ebenso Bauernhöfe. Ein dichtes Netz von Lagern entstand, die der Bevölkerung nicht entgangen sein konnten. Mangelhafte Verpflegung und primitive Unterbringung, Krankheiten und Gewalt führten zur hohen Anzahl von Todesfällen. 

 

Die A.G. »Weser« war die wichtigste Werft der Deutschen Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft (DESCHIMAG) in Bremen. Ab 1942 ließ sie auf der Bahrsplate in Blumenthal ein Barackenlager für zivile Zwangsarbeitende aus der Sowjetunion errichten. Auf dem Westteil der Bahrsplate wurden ein Jahr später außerdem bis zu 900 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht. Ihr Einsatzort war vermutlich die Baustelle des Bunker Valentin.    
Anhand von Einsatzorten und mit ihnen verbundenen Biografien ermöglicht die Ausstellung einen Einblick in die Zwangsarbeit und das Schicksal der Entrechteten. Erkenntnisse und Funde der archäologischen Untersuchung des ehemaligen Friedhofs sowjetischer Kriegsgefangener in Oslebshausen wurden ebenfalls berücksichtigt.

 

Erst seit den späten 1970er-Jahren begannen zivilgesellschaftlich Engagierte, zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit in Bremen zu recherchieren. Ihr Wissen und die Forschungsergebnisse der Wissenschaft führt die Ausstellung zusammen. Zu den Kooperationspartner:innen von Dr. Jan Werquet, Stadthistoriker am Focke-Museum, und Dr. Ulrike Huhn, Osteuropa-Historikerin an der Universität Göttingen, gehören u.a. die Internationale Friedensschule Bremen, das Kulturbüro Bremen-Nord, der Denkort Bunker Valentin, der Verein Erinnern für die Zukunft, die Landesarchäologie Bremen und die Landeszentrale für politische Bildung Bremen.

TERMINE

Vortrag
RALF LUBISCH »VON ARDNACRUSHA NACH BREMEN-FARGE«
DO 25. APRIL | 19 UHR | BÜRGERHAUS

Führung im Stadtteil
WILTRUD AHLERS »STOLPERSTEINE IN VEGESACK«
DO 6. JUNI | 16 UHR | TREFFPUNKT: FOYER DES BÜRGERHAUSES


Die Ausstellung »VERSCHLEPPT. VERSKLAVT. VERGESSEN? ZWANGSARBEIT IN BREMEN 1939-1945« ist zu sehen vom 1. März bis zum 22. Juni 2024 auf Ebene F.

Eintritt frei | Öffnungszeiten entsprechen den Öffnungszeiten des Bürgerhauses

 

MO bis FR 9 – 18.30 Uhr
SA 9 – 13.30 Uhr
SO geschlossen

EINDRÜCKE DER VORTRAGSREIHE

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